Die Geschichte des Konstanzer Butzenlaufs
Anno 1981 kam dem Konstanzer Idealisten Fritz Kratzer, bekannt als "Konstanzer Nachtwächter", eine
spontane Idee, auch in Konstanz am Fasnachtsdienstag, zur Wiederbelebung der Straßenfasnacht, einen Narrensprung aufleben
zu lassen. Ohne große Organisation lud Fritz Kratzer einige larventragende Zünfte ein, und am Fasnachtsdienstag des Jahres
1981 startete um 18:00 Uhr der Narrenumzug, angeführt von den Konstanzer Nachtwächtern Fritz Kratzer und Markus Stengele
in Richtung Marktstätte.
Während des Narrensprungs fing es an, stark zu regnen, so daß sich der Zug nach Ankunft auf der Markstätte auflöste. Der
erste Narrensprung war mehr oder weniger ins Wasser gefallen. Das Interesse der Akteure für eine Weiterführung war auf
dem Tiefpunkt angelangt. Deshalb fiel der Narrensprung 1982 auch aus.
Im Herbst 1982 gingen Markus Stengele und Fritz Kratzer erneut und mit neuen Vorstellungen an den Narrensprung, um ihn
unter dem Namen "Butzenlauf" weiter durchzuführen. Der Name "Butzenlauf" wurde dem Namen "Narrensprung" deshalb
vorgezogen, weil es sich um einen typisch lokalgeprägten Namen handelt. Der Termin am Fasnachtsdienstag erwies sich
auch für die teilnehmenden Zünfte als unmöglich, da viele Akteure bereits schon über Jahre ihre eigenen Veranstaltungen
hatten und deshalb nicht mitwirken konnten. So einigte man sich auf den Mittwochabend vor dem "Schmutzige Dunschdig".
Nach viel Arbeit und Mühen, nach Erfolg und Mißerfolg waren dann am Mittwochabend vor dem Schmutzige Dunschdig im Jahre
1983 acht maskentragende Zünfte/Vereine sowie die Stadt- und Jugendkapelle Konstanz und der Blätzlebuebe-Fanfarenzug
bereit, die Veranstaltung mitzutragen und durchzuführen. Als Belohnng erhielt jeder aktive Teilnehmer erstmals einen
rotgelben Butzenlaufbändel ausgehändigt. Das Finale fand vor dem Münsterportal statt, wo die vielen Butzen um das
Hexenfeuer sprangen und dabei ihre Fackeln in das Hexenfeuer warfen.
Seit dieser Zeit wird nun versucht, die Veranstaltung organistorisch und auch optisch zu verbessern und auszubauen.
Zahlreiche Künstler, wie zum Beispiel Prof. Hans Sauerbruch und Walter Kaiser (Graphiker), Presse, Rundfunk und das
Fernsehen haben im Lauf der Jahre ihre Eindrücke vom Butzenlauf wiedergegeben und festgehalten und ihn somit auch
überregional einem größeren Kreis bekanntgemacht.
Am 22.11.1988 wurde die "Gemeinschaft der maskentragenden Vereine und Zünfte" als "eingetragener Verein" ins Konstanzer
Vereinsregister eingetragen und als gemeinnütziger Verein anerkannt. Der Verein wählte damals Günther Prutscher zu
seinem ersten Präsidenten, Gerd Schlaich als Schriftführer und Andreas Greis als Kassier.
Bedingt durch die Erneuerung der Münsterturmfassade mußte das Finale des Butzenlaufs im Jahre 1989 an den Obermarkt
verlegt werden.
Im Herbst 1991 gab Günther Prutscher sein Amt als Präsident ab, was Neuwahlen zur Folge hatte. Aus diesen ging
Andreas Greis als Präsident, Gustav Blank als Schriftführer und Reimar Minde als Kassier hervor.
Viele freiwillige Helfer, Gönner und Freunde des Butzenlaufs sind heute noch vonnöten, um solch eine fasnächtliche
Großveranstaltung druchführen zu können. Eine Entlohnung der Teilnehmer und Organisatoren gibt es nicht, und die
Finanzierung wird ausschließlich von freiwilligen Spendern sowie von den aktiven Teilnehmern selbst bestritten,
da kein Eintritt erhoben wird.
Historische Wurzeln des Butzenlaufs
Das "Butzenlaufen" ist ein altes, fasnächtliches Brauchtum im süddeutschen Raum, das zum Teil weit bis in das
Mittelalter zurückgeht. Es ist eine der ursprünglichsten Formen, Fasnacht zu feiern. Beim "Butzenlaufen" gingen
dabei - primär an den Fasnachtstagen - ein paar vermummte Gestalten/Personen verbutzt das heißt mit Larven, umher
und trieben allerlei Schalk, Ulk und Witz mit den Bürgern.
Verschiedene historische Überlieferungen über die Konstanzer Stadtgeschichte berichten über das verbutzte
Umhergehen einiger Bürger; so schrieb unter anderem der Stadtschreiber Jörg Vögeli wörtlich: "Im Jahre 1549 liefen drei
Fasnachtsbutzen umher, was seit vielen Jahren schon nicht mehr geschehen war." Ein anderer Chronist, Ph. Ruppert, ein
Gelehrter, berichtet um ca 1870, daß das Butzenlaufen und der alte Narren- schritt immer mehr in Vergessenheit geraten würde.
Je nach der wirtschaftlichen Lage, in der sich die Stadt Konstanz in den vergangenen Zeiten befand, wurde mehr oder
weniger Fasnacht gefeiert. In manchen Jahren fand sogar keine Straßenfasnacht statt. Aber dennoch starb das verbutzte
Fasnachtsspiel nicht aus. In neuerer Zeit erlebte es einen regelrechten Boom, was aber auf Kosten der Qualität ging.
So sind es heute die larventragenden Zünfte/Vereine, die die ursprünglichste Form der Fasnacht, die Straßenfasnacht,
pflegen und der Nachwelt erhalten wollen.
Die ständige Zunahme von larventragenden Zünften/Vereinen/Gruppen beweist aber auch, daß das Bedürfnis für diese
Form der Narretei innerhalb der Bevölkerung groß ist. Diesem Verlangen versucht der Verein der maskentragenden Zünfte
und Vereine Rechnung zu tragen und organisiert den Konstanzer Butzenlauf, bei dem ein einzigartiges und vielseitiges
Butzenlaufen dem Zuschauer in der Narrenhochburg Konstanz dargeboten wird.
Nachforschung und © Markus Stengele